Hämoglobinspiegel

Hallo zusammen,

mein Mann hat so alle paar Monate/Wochen einen sehr niedrigen Hämoglobinspiegel. Er ist dann zwangsläufig sehr müde, grau-blass und hat Atemnot in erhöhtem Maße.

Jetzt hat mir jemand gesagt, das wäre nur eine Störung und nicht bedenklich. Er müsse halt immer wieder Blutkonserven bekommen.

Meine Frage richtet sich hier an die Mediziner: Was für eine Störung ist das? Ist sie wirklich nicht beängstigend?
Kann man diese irgendwie beheben, generell, nicht nur mit zeitweiligen Konserven?

Herzlichen Dank für eine Antwort!

Und ebensolche Grüße
vom Ruhebärbele

War das denn schon immer so ... also angeboren?
Ansonsten denke ich nicht, dass man ohne weitere Untersuchungen sagen kann, um welche Störung es sich hier handelt. Erworbene "Störungen" gibt es nämlich mehrere.

Interessant wäre zB. auch das hier, nachdem die genaue Ursache abgeklärt wurde und es in Frage kommt:
---> Deutsches Ärzteblatt: Anämie: Weniger Bluttransfusionen nach intravenöser Eisentherapie

Hallo Juschka,
wenn überhaupt "nur" eine Störung, dann ist sie allenfalls erworben. Als er vor ca. 2 Jahren auf einem Wert von 4 war, hatte man festgestellt, dass er ein stetig blutendes Magengeschwür hatte. Das hat man dann verätzt o.ä. Dabei ist man mit der Nadel ein "bißchen durch die Magenwand gestoßen". Das scheint aber keinen weiteren Schaden angerichtet zu haben. Magenprobleme hat er keine, zumindest äußert er sie nicht. Aber - wie bereits gesagt - von Zeit zu Zeit wird er "anders": Graublass, auch überempfindlich in seinen Reaktionen im Umgang. Dann bekommt er wieder Blut und alles ist für den Augenblick wieder gut. Mir ist das ein wenig rätselhaft. Er war übrigens ein sehr gesunder und sehr sportlicher Mann bis zu seinem Herzinfarkt vor ca. 12 Jahren.

Morgen wird wieder Labor gemacht. Mal sehen, was dieses Mal heraus kommt. Denn derzeit ist er wieder in dieser "gestressten" Verfassung.

Danke übrigens für die Antwort. Den Artikel im Ärzteblatt muss ich später lesen, jetzt bin ich noch im Büro beschäftigt.

Herzlichst Ruhebärbele

Dann sollte man doch nochmal nach weiteren Ursachen forschen. "Störung" ist ja nun auch eine sehr oberflächliche Aussage ... jede Erkrankung ist ja letztendlich auch "nur" irgendeine "Störung"

Wurde damals, bei dem Magengeschwür, denn auch nach Helicobacter geschaut?
---> Helicobacter-Eradikation ist auch sinnvoll bei Eisenmangel-Anämie

Das wäre jetzt zumindest mein nächster Gedanke.

Ansonsten kann es für eine Anämie ja einige Ursachen geben. Von Nierenerkrankungen, einer Eisenresorptionsstörung, über einen vermehrten Blutabbau bis hin zu Hormonstörungen und noch einige Sachen mehr.

Wichtig wären in diesem Zusammenhang auch Werte wie MCH, MCV, Ferritin, Transferrinsättigung zB. ... daran könnte man vielleicht schon etwas mehr sehen. Gab es dort auch Auffälligkeiten?
Und wurde auch schon mal Vitamin B12 und Folsäure geprüft oder auch B6? Mängel hier können auch einen niedrigen Hämoglobin zur Folge haben ... eine Tendenz könnte man aber meist schon an einem großen Blutbild erkennen, wo eben auch die "M" Werte mit dabei sind.

Einfach immer so weitermachen und alle paar Monate eine Konserve, kann ja auch keine Lösung sein, zumal Bluttransfusionen ja auch nicht ohne Risiko sind.

genau, das meine ich auch, dass das keine Lösung ist. Ich frage mich nur, warum sich der Hausarzt und die Klinikärzte damit zufrieden geben?
Nun, wir werden jetzt das nächste Blutbild abwarten, das sicher nicht das Große ist, denn er musste nicht nüchtern bleiben.
Danke vorerst und
herzliche Grüße
vom Ruhebärbele

Moin,

für eine Kontrolle, bei der es jetzt speziell nur um HB geht, reicht ein einfaches Blutbild aus. Ich wüsste nicht, weshalb man jetzt ein großes Blutbild machen sollte - damit bezeichnet man ja lediglich, dass das Differenzialblut dabei ist. Das ist aber für HB & Co. uninteressant. Es sei denn, es gibt andere Auffälligkeiten - z.B. bei den Leukozyten.

Ist die Milz normal groß? Je größer die Milz ist, desto höher ist auch der Abbau bzw. Verlust. Wie steht es um die Niere? Oft hat eine Anämie renale Ursachen. Ist aus früherer Zeit in der Familie etwas bekannt? Genetische Veränderungen sind auch hin und wieder ein Grund für eine Anämie.

Andere Möglichkeiten sind auch Erythrozyten-Defekte oder Bildungsstörung des Hämoglobins. Ansonsten kann auch der Körper bei einer autoimmunhämolytischer Anämie auch Antikörper gegen die eigens gebildeten Erythrozyten bilden, die diese natürlich zerstören.

Ansonsten ist es hilfreich nach Folsäure, Vitamin B12 und Eisen zu schauen.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, wieso und weshalb es zu einer Anämie kommt. Sicherlich kann es vorkommen das man den Grund der Anämie nicht feststellen kann. Dann muss man eben so verfahren, wie in diesem Fall. Aber aus der Ferne kann man das nicht beurteilen. Gerade, weil man nicht weiß was schon alles gemacht wurde.


Grüße

Danke Herr Dr. Baumann,

jetzt wo Sie das schreiben, fällt mir ein, dass man tatsächlich von Bildungsstörung des Hämoglobins gesprochen hat.
Aus seiner Familie ist mir nichts dergleichen bekannt. Woher kann die Bildungsstörung des H. kommen?
Ich mache mir jetzt nicht allzugroße Sorgen. Meine Sorge ist eher, dass es ihm mal im Auto doch übel werden könnte. Aber er muss Auto fahren, vor allem beruflich. Ich selbst fahre nicht, kann da also nicht einspringen.
Es wird wohl doch so sein, dass er halt von Zeit zu Zeit Blut bekommen muss.
Mal sehen, was das heutige Labor ergibt.
Herzlichste Grüße
vom Ruhebärbele

Hallo Ruhebärbele,

typisch wäre die Thalassämie, die sehr einem Eisenmangel ähnelt. Das ist ein genetisch bedingter Mangel an Hämoglobin. Es gibt zwei verschiedene Formen. Zum einen die Alpha-Thalassämie, kommt aber hier eher weniger vor, und die Beta-Thalassämie, die kommt bei uns häufig vor. Bei einer schwereren Form der Beta-Thalassämie ist eine regelmäßige Bluttransfusion erforderlich. Die Form wird dann auch Beta-Thalassämie major genannt.

In der Regel ist es ja so, dass wir für den Hämoglobin-Baustein von unseren Eltern den jeweiligen Teil vererbt bekommen. Sowohl von Vater, als auch von Mutter. Bei einem dieser Bausteine liegt ein Fehler vor, sodass eine Störung vorliegt - auch Beta-Thalassämie minor genannt. Diese Form verursacht in der Regel keine Beschwerden. Wenn jetzt aber bei beiden Genen ein Defekt vorliegt, ist es eine schwerwiegendere Form, die dann nicht mehr "minor" sondern "major" ist.

Auch eine Sichelzellanämie wäre eine Option. Hier liegt ebenfalls eine vererbte Veränderung des Hämoglobins vor. Hier führt eine Mutation zur Veränderung. Auch hier wird hin und wieder auf eine Bluttransfusion zurückgegriffen, was durchaus sinnvoll sein kann.

Aber es gibt noch diverse andere mögliche Bildungsstörungen. Das sind aber zwei der häufigsten. Aber wie gesagt, es kann auch einfache eine verminderte Produktion sein, z.B. hervorgerufen durch DNA-Synthesestörungen wie bei einem Folsäuremangel.


Viele Grüße

Hallo Herr Dr. Baumann,
wenn Sie erlauben, werde ich Ihre Antwort ausdrucken und meinem Mann für seinen Hausarzt (oder auch für die Klinik, wenn er denn schon wieder "einrücken" muss, mitgeben. Vielleicht macht man sich da mal weitere Gedanken.
Aber natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind.
Herzlichst Ruhebärbele

Hallo Ruhebärbele,

das können Sie gerne machen. Da habe ich kein Problem mit. Wie schon gesagt, es sind denkbare Möglichkeiten unter vielen anderen. Auch ein reiner Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel kann für eine Anämie verantwortlich sein. Dabei wird einfach nur zu wenig produziert. Wir unterscheiden bei der Ursache zwischen "gesteigerter Abbau", "verminderte Produktion" und "Blutverlust". Das sind drei Ursachen, bei denen es zu einer Anämie kommen kann.

Folsäure- und Vitamin B12-Mangel fällt z.B. unter die verminderte Produktion;
Sichelzellanämie, Thalassämie, Antikörper, Infektionen gehören z.B. zu gesteigerter Abbau;

Grüße

PS:

Einfach mal im Labor auf die Werte schauen, insbesondere auf HB, MCH, MCV, Erythrozyten, ggf. Vitamin B12, Folsäure, ect.

Haben Sie herzlichen Dank!
Ich werde auf die Werte schauen, sobald ich sie zu Gesicht bekomme.
Frohes Schaffen und herzlichste Grüße
vom Ruhebärbele

Bitte, gern geschehen!